Zerynthia polyxena (c) P. Buchner

Österreich zählt mit 211 nachgewiesenen Tagfalterarten (Lepidoptera, Papilionoidea) zu den vielfältigsten Regionen Europas. Während jedoch der Artenbestand über zwei Jahrhunderte erforscht wurde, ist die genetische Vielfalt noch weitgehend unbekannt. Gerade die genetische Diversität gilt jedoch als Voraussetzung für Anpassungsstrategien einzelner Arten an neue Herausforderungen, beispielsweise die Klimaerwärmung. Um einen Einblick in die genetische Diversität zu bekommen, wurden im Zuge des Projekts rund 1200 DNA-Barcodes von 200 Tagfalterarten (94,5% der vorkommenden Arten) erstellt, die anderen Forschern auch auf BOLD zur Verfügung stehen. Es konnte gezeigt werden, dass 172 Arten eindeutig mittels Barcodes identifiziert werden können. Unter diesen befinden sich auch die morphologisch schwer unterscheidbaren Schwesterarten Leptidea sinapis/Leptidea juvernica, Colias hyale/Colias alfacariensis, Boloria napaea/Boloria pales und Aricia artaxerxes/Aricia agestis. Bei den restlichen 28 Arten wurden überlappende Barcodes oder Barcode-sharing beobachtet, was auf Introgression, Hybridisierung oder relativ junge Arten schließen lässt. Zudem konnte gezeigt werden, dass sich sowohl in Lycaena tityrus, als auch in L. alciphron und Euphydryas aurinia die umstrittenen alpinen Unterarten von den Tieflandpopulationen genetisch unterscheiden, was die Vermutung bestärkt, dass es sich um unterschiedliche Arten handelt. Dass es selbst in scheinbar gut erforschten Gruppen wie den Tagfaltern mitten im Herzen Europas noch vereinzelt kryptische Arten gibt, die wie zum Beispiel E. aurinia sogar in den Anhängen II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet sind, unterstreicht die Wichtigkeit von DNA-Barcoding zur Erfassung der heimischen Biodiversität.