Die Libellenfauna Wiens – Erhebungen und Erfassung mittels DNA-Barcoding unter besonderer Berücksichtigung der FFH-Arten Cordulegaster heros und Leucorrhinia pectoralis
Gegenstand des Projektes waren die Erhebung und Erfassung der Libellenfauna in den ländlichen Gebieten Wiens, wobei besonderes Augenmerk auf den beiden FFH–Arten Große Quelljungfer (Cordulegaster heros) und Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) lag.
Im Zuge des Projekts konnten bei Erhebungen an 42 Gewässern 48 Arten nachgewiesen werden, wobei 26 dieser Arten gemäß der Roten Liste Österreichs als gefährdet angesehen werden müssen. Besonders hervorzuheben ist der Erstnachweis von Leucorrhinia albifrons für Wien, eine Art, die in Österreich als „vom Aussterben bedroht“ gilt. Bei den Begehungen wurden 198 Individuen aus 45 Arten gesammelt und stehen nun als DNA-Barcode auf BOLD zur Verfügung. Basierend auf dieser Referenzdatenbank wurde im Rahmen des Projektes eine molekulargenetische Bestimmungsmethode für Libellenexuvien aller mitteleuropäischen Libellenfamilien etabliert und mit 85 Exuvien getestet. Bei 83 davon war es möglich, diese mittels der artspezifischen DNA–Barcodes zu bestimmen. Außerdem wurde eine eDNA-Pilotstudie durchgeführt, bei der Filtrate aus Wasserproben als DNA-Quelle dienten. Die Methode wurde für den Nachweis von insgesamt fünf Libellenarten (Cordulegaster heros, Leucorrhinia pectoralis, Calopteryx virgo, Erythromma viridulum und Sympetrum sanguineum) etabliert. In 25 von 43 im Rahmen des Projektes bearbeiteten Proben, konnte mindestens eine der fünf Arten via eDNA–Barcoding nachgewiesen werden.
Sowohl die DNA-Analyse dieser letzten Larvalhaut als auch die Verwendung von Wasserproben als DNA-Quelle stellen nicht-invasive, naturschutzadäquate Methoden für die Erfassung der Libellenfauna dar. Speziell im Umgang mit geschützten Arten mit einer hohen Bioindikatorfunktion, bieten sie ein hohes Potential Wissenslücken über die Verbreitung der Libellenarten zu schließen und liefern damit einen wichtigen Beitrag zur zeitgemäßen Biodiversitätsforschung.
Erkenntnisse aus dem Projekt fließen direkt in das Folgeprojekt „Krebse und Libellen in den ländlichen Gebieten Wiens und das Potenzial von DNA-Barcoding-Methoden für deren Erfassung und Management“ ein.
Projektleitung
Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Haring
Naturhistorisches Museum Wien, Zentrale Forschungslaboratorien
Team
Univ.-Doz. Dr. Andreas Chovanec
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, Abt. Nationale und internationale Wasserwirtschaft
Dr. Helmut Sattmann
Naturhistorisches Museum Wien, 3. Zoologische Abteilung
Iris Fischer, MSc
Naturhistorisches Museum Wien, Zentrale Forschungslaboratorien
Marcia Sittenthaler, MSc
Naturhistorisches Museum Wien, Zentrale Forschungslaboratorien
Mag. Susanne Randolf
Naturhistorisches Museum Wien, 2. Zoologische Abteilung