Pilotstudie zum Nachweis von Zerkarien-Dermatitis-Erregern in oberösterreichischen Badeseen mittels DNA-Barcoding
Zerkarien sind Infektionslarven von Saugwürmern (Trematoden), die sich in Schnecken entwickeln. Nach dem Schlüpfen befallen sie weitere Zwischenwirte oder Endwirte. In Mitteleuropa dienen vor allem Wasservögel als Endwirt, wobei jedoch auch sich in Naturgewässern aufhaltende Menschen als Fehlwirt befallen werden. Obwohl die Zerkarien beim Eindringen in die Haut absterben, können sie eine lästige Hautentzündung (Dermatitis) hervorrufen, die sogenannte Zerkarien-Dermatitis oder auch Badedermatitis. Diese Badedermatitis wird in Mitteleuropa vor allem durch Zerkarien der Gattung Trichobilharzia ausgelöst. Der klassische Nachweis von Zerkarien erfolgt durch das Einsammeln von Wasserschnecken und darauffolgenden Zerkarien-Schlüpfversuchen. Allerdings ist diese Methode sehr aufwändig, zudem ist die Entnahme von vielen Mollusken aus naturschutzrechtlichen Gründen bedenklich. Eine vielversprechende Methode, um Zerkarien-Dermatitis-Erreger in Gewässern nachzuweisen stellt das DNA-Barcoding dar. In einem Pilotprojekt wurde deswegen die Basis für zukünftige Untersuchungen geschaffen, indem eine Referenzdatenbank von DNA-Barcodes potenzieller Erreger und ihrer Zwischenwirte (Süßwassermollusken) aufgebaut wurde. Außerdem wurden Grundlagen für einen environmental DNA (eDNA)-Ansatz geschaffen, bei dem gefilterte Wasserproben aus zu untersuchenden Gewässern als DNA-Quelle für einen Barcoding-Nachweis dienen.
Im Rahmen des Projekts wurden 10 Badeseen in Oberösterreich untersucht. Bei 23 Exkursionen wurden insgesamt 839 Wassermollusken (23 Schnecken- und 7 Muschel-Arten) gesammelt. Schlüpfversuche zeigten, dass etwa15% der Schnecken mit Zerkarien befallen sind. 100 Trematoden-Individuen wurden genetisch analysierten, wobei 59 COI-Barcodes erstellt werden konnten. Ergänzt wird dieser Datensatz durch 29 Barcodes, die von Proben aus dem Sammlungsmaterial des NHMW stammen. Im Projekt gelang der morphologische und molekulare Erstnachweis von Trichobilharzia franki in Österreich. Darüber hinaus konnte die Badedermatitis-erregende Zerkarien der Gattung Trichobilharzia nur an einem Entnahmepunkt nachgewiesen werden. Für Trematoden aus der Familie Echinostomatidae wurden zusätzlich Sequenzen des Nd1-Markers gewonnen. Außerdem wurden auch von 10 gesammelten Wasserschnecken DNA-Barcodes erstellt. Alle gewonnen Barcodes werden auf BOLD zur Verfügung gestellt.
Der Nachweis von Zerkarien mittels eDNA gelang bisher nur mit dem 18S-Marker, der allerdings für artspezifische Bestimmungen nicht geeignet ist, da sich die Sequenzen nur bis Familienniveau zuordnen lassen. Dieser Marker ist somit nur zum allgemeinen Trematoden-Nachweis geeignet. Artspezifische COI-Primer zum Nachweis von Trichobilharzia wurden entwickelt, konnten aber aufgrund des Mangels an „Zerkarien-Alarm“ nicht an Gewässerproben getestet werden.
Erkenntnisse aus dem Projekt fließen direkt in das Folgeprojekt “Sensitivität des eDNA-Nachweises von Zerkarien-Dermatitis-Erregern in oberösterreichischen Gewässern” ein.
Projektteam
Nikolaus Szucsich (NHM Wien)
Planung, Projektleitung
Susanne Reier (NHM Wien)
Sammeln, Bestimmung, genetische Untersuchungen
Hubert Blatterer, Hans-Peter Grasser, Wolfgang Heinisch
Planung, Sammeln, Zerkarien-Schlüpfversuche
Elisabeth Haring (NHM Wien)
Planung, Betreuung der genetischen Untersuchungen (Trematoden)
Christoph Hörweg, Helmut Sattmann (NHM Wien)
Planung, Sammeln, Zerkarien-Schlüpfversuche, Sektionen & Morphologische Zuordnung der Zerkarien
Luise Kruckenhauser (NHM Wien)
Planung, Betreuung der genetischen Untersuchungen (Mollusken)
Michael Duda (NHM Wien)
Planung, Sammeln, Schneckenbestimmung
Florian Billinger, Christopher Gorofsky
Sammeln, Zerkarien-Schlüpfversuche
Andreas Chovanec (BMNT), Marcia Sittenthaler (NHM Wien)
Planung
Projektstatus: abgeschlossen
Bilder einer Sammelexkursion an den Ödter Badesee (c) C. Hörweg
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